Injektion by Melisa Schwermer

Injektion by Melisa Schwermer

Autor:Melisa Schwermer [Schwermer, Melisa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-15T23:00:00+00:00


Kalt und falsch blitzen die Augen

Entgegen meiner Befürchtungen, habe ich die nächsten Nächte meine Ruhe vor Bernd. Sogar die Injektionen bekomme ich von Doktor Ludwig Stadler höchstpersönlich verabreicht. Die Dosierung ist so hoch, dass ich es meistens nicht schaffe, mich gegen den darauffolgenden Tiefschlaf zu wehren. Ich bekomme fast nicht mit, als Marie und eine weitere Krankenschwester mich aus meinem Bett heben und mich in einem Rollstuhl setzen. Dort waschen sie meinen Körper unsanft als wäre ich ein Stück Vieh, das für die Häutung bereit gemacht wird.

In den kurzen lichten Momenten, die sich immer mal wieder in meinen Dämmerzustand einschleichen, fällt mir Maries trauriges Gesicht auf. Seit der Sache mit dem Doktor hat sie diesen Ausdruck in meiner Gegenwart nicht mehr abgelegt. Ich frage mich, ob sie doch etwas weiß und wegen ihres schlechten Gewissens so niedergeschlagen ist. Nicht selten habe ich das Gefühl, dass sie mir gerne etwas mitteilen würde. Auch jetzt steht sie vor meinem Bett, hält meine Hand und schaut mit melancholischer Miene auf mich herab.

Dann springt sie plötzlich auf und beugt sich nach unten. Ich habe keine Ahnung, was sie da tut, merke nur, dass sie sich an meinem Bett zu schaffen macht. Kurze Zeit später taucht sie wieder in meinem Blickfeld auf und fummelt hinter meinem Kopf herum.

„Nghh“, mache ich und sie versteht.

„Shh, ich sehe nur etwas nach“, flüstert sie mir ins Ohr, als sie sich über mich beugt, um auf der anderen Seite meines Bettes ebenfalls das zu erledigen, was sie auch hinter meinem Kopf getan hat.

Nachdem sie damit fertig ist, öffnet sie die Schranktüren, schaut hinter das einsame Bild an der Wand gegenüber und durchwühlt meinen Nachttisch. Endlich scheint sie mit dem Ergebnis ihrer Aktion zufrieden zu sein. Sie setzt sich zu mir und greift wieder nach meiner Hand. Schaut mich traurig an. Sitzt nur da und sagt nichts. Die Stille macht mich fast wahnsinnig.

„Ich weiß, dass hier irgendein seltsames Spiel mit dir getrieben wird“, flüstert sie nach einer ganzen Weile.„Verstehst du, was ich sage? Bekommst du irgendwas davon mit, was hier passiert?“

Habe ich mich verhört? Ich schaue zu ihr auf und blinzle als ginge es um mein Leben. Verdammt genau darum geht es ja auch. Um mein Leben.

Ja Marie, ich verstehe ganz genau. Du hast recht, es ist ein ganz übles Spiel und ich weiß nicht, wie lange ich noch in der Lage bin, es mitzuspielen.

„Oh Gott. Das habe ich befürchtet. Es tut mir so leid. Ich weiß nicht genau, was hier vor sich geht, aber ich bin mir sicher, dass etwas völlig schiefläuft und dass Doktor Stadler und Bernd Winkler mit drinhängen. Die beiden stecken schon seit Tagen die Köpfe zusammen, wenn es um dich geht und Herr Stadler besteht darauf, dass er der Einzige ist, der dich behandeln darf. Dabei umfasst deine Versicherung keine Chefarztbehandlung, das habe ich extra nochmal nachgeschaut.“ Sie schaut sich um, als würde sie befürchten, dass wir beobachtet werden. „Momentan kann ich aber noch nicht viel machen. Das wäre zu riskant. Ich kann erst zur Polizei gehen, wenn ich herausgefunden habe, was genau hier läuft und ich das auch beweisen kann.



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